Wenn die Intensität des Abschiedsschmerzes ein Gradmesser für das Gelingen eines Schüleraustausches ist, dann war die diesjährige Begegnung der Schüler des Ulrichsgymnasiums Norden mit ihren Austauschpartnern in Dabrowa Gornicza (Polen) vom 7. - 14. Juni 2016 ein voller Erfolg.

Die 22 polnischen und deutschen Jugendlichen lagen sich immer wieder in den Armen und nur mit Mühe gelang es beim Abschiednehmen den begleitenden Lehrern, Martina Jürgens und Jochen Fischer, ihre Schüler dazu zu bewegen, sich loszureißen und in den Bus zu steigen, der sie zum Flughafen in Kattowice bringen sollte.

Eine ungewöhnliche und abwechslungsreiche Woche lag hinter den ostfriesischen Jugendlichen, während der sie Polen erkundeten. Anders als sonst beim Schüleraustausch üblich startete diese Fahrt mit einer dreitägigen gemeinsamen Exkursion in die hohe Tatra.
„Drei Tage ohne Internet – das geht gar nicht!“, dachte der eine oder andere, als die Gruppe sich in dem zum Schlafsaal umfunktionierten Klassenzimmer einrichtete. Und mit mehr als zwanzig anderen Schülern dicht an dicht auf Liegen zu schlafen war sicherlich auch für die ostfriesischen Jugendlichen eine neue Erfahrung. Die Gastgeberschule in Dabrowa Gornicza ist eine polnische Privatschule, die einem Verbund von 136 anderen katholischen Schulen angehört. Und so profitierten die Norder Schüler von der Gastfreundschaft verschiedener, miteinander vernetzter Schulen: In der einen durften sie schlafen, in der Mensa einer anderen essen, eine dritte lud sie zum gemeinsamen Spiel und Sport in die neue Turnhalle ein, eine weitere organisierte ein Grillfest und präsentierte Folkloretänze und traditionelle Lieder. Auch wenn es dabei die eine oder andere Herausforderung zu bewältigen gab, als es zum Beispiel im Anschluss an eine üppige Gulaschsuppe noch Berge von Würstchen zu vertilgen galt oder als die ostfriesischen Jugendlichen unversehens in den Reigen der jungen Folkloretänzer integriert wurden und in der Kunst des polnischen Volkstanzes unterrichtet wurden – nach dem ersten Schreck überwog der Spaß am gänzlich Ungewohnten. Schüler, Lehrer, Direktorin, die Hüttenwirtin und ihre kleinen Kinder – alle drehten sich und hüpften generationen- und nationenübergreifend zu den immer wilderen Klängen. Spätestens da wussten alle, dass Polen kennenzulernen nicht eben nur heißt, seine obligatorischen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.

Überall wurden die Schülerinnen und Schüler des Ulrichsgymnasiums herzlich aufgenommen, so dass sich viele manchmal auch sehr intensive Begegnungen zwischen den jungen Deutschen und Polen ergaben. Auch die Atmosphäre an der katholischen Gastgeberschule dürfte so manchem ein Gänsehautgefühl vermittelt haben, etwa als in der großen Pause sich alle (!) Schüler und Lehrer im Treppenhaus versammelten und mit dem Priester laut und andächtig beteten. Doch auch der Besuch verschiedener interessanter Sehenswürdigkeiten fehlte nicht in dem Programm der Austauschfahrt. Mit dem Sessellift hoch zur berühmten Sprungschanze von Zakopane, auf dem Floß durch die Stromschnellen zwischen der slowakischen und polnischen Grenze, mit dem Rallyebogen in der Hand durch die Altstadt von Krakau – die Norder Jugendlichen nahmen viele interessante Eindrücke mit. Der Rest des Aufenthaltes wurde in den polnischen Gastfamilien und in der Schule von Dabrowa Gornicza verbracht, wo die ostfriesischen Schüler die polnische Gastfreundschaft erfahren und Einblicke in das Schulleben gewinnen durften. Der Austausch mit Dabrowa Gornicza in Polen ist neben anderen internationalen Begegnungen fester Bestand des Fahrtenkonzeptes des Ulrichsgymnasiums und findet einmal jährlich statt.

– Martina Jürgens