VIVE LA FRANCE!
Am 21 November um 10:04 fing die Zugreise am Bahnhof in Norden an. Auch dieses Jahr fuhren wieder, wie in den Jahren zuvor auch, Schüler/innen des Ulrichsgymnasiums nach Metz. Zehn Stunden dauerte die Fahrt, aber uns Schülern wurde erst eine Stunde vor der Ankunft nochmal bewusst, dass wir wirklich Französisch sprechen mussten.

Also kramten wir unsere Zettel mit einer Reihe an Vokabeln und Redewendungen aus unseren Taschen und nutzen die restliche Zeit zum Lernen. Durch das ganze Abteil war "Was war nochmal: Kann ich meinen Koffer ausräumen?" oder "Ça a été hieß doch; es ging, oder?" zu hören. Gegen halb neun erreichten wir Metz und die Aufregung stieg.

Wie würde wohl die Begrüßung werden? Französischer Bise oder doch lieber deutsches Händeschütteln? Und noch viel wichtiger: Wie wird die Familie werden? Fragen über Fragen gingen uns durch die Köpfe. Bei vielen von uns wurde es dann doch der "Bise", wir waren ja schließlich in Frankreich.
Nach einer sehr herzlichen Begrüßung durch unsere Gastfamilien fuhren wir zu ihnen nach Hause. Es war wirklich toll, wie lieb wir von unseren Gastfamilien in Empfang genommen wurden. Als ich bei ihnen Zuhause ankam wurde ich erstmal von den Geschwistern meiner Corres begrüßt und auch ihre Oma war zu Besuch und strickte die ganze Zeit. Noch bis spät abends saßen wir zusammen und sprachen über mich, über ihre Familie, über die Beziehung von Deutschland und Frankreich und über alles mögliche. Der nächste Tag war ein Sonntag, sodass wir Familienzeit hatten. Am Morgen war die Situation erstmal sehr ungewohnt, da es natürlich anders ist in einer "fremden" Familie zu sein und dort zu essen. Aber unsere Gastfamilien erleichterten uns die Situation sehr, da sie eine aufgelockerte und freundliche Atmosphäre schafften. Weil Sonntag war, gab es in meiner Gastfamilie ein besonders großes, typisch französisches Frühstück mit Baguette, Croissant, Marmelade und Vielem mehr. Wir tauschten uns über deutsche und französische Wörter für bestimmtes Essen aus und hatten viel Spaß. Das Programm von uns Schülern war also dementsprechend bunt gemixt. Einige, wie beispielsweise ich, besuchten den Weihnachtsmarkt und andere besuchten Freunde von ihren Corres oder machten andere Dinge.
Auch ich besuchte mit meiner Corres und einiger ihrer Freunde den Weihnachtsmarkt. Es war sehr, sehr kalt, trotzdem war es eine richtig schöne Atmosphäre, da ganz Metz schon weihnachtlich geschmückt war. Zudem traf man auch eigene Freunde wieder und man hatte sich schon nach einem Tag eine Menge zu erzählen. Am nächsten Tag hatten unsere Corres wieder Schule, aber glücklicherweise erst um 12. Also hatten auch wir Deutschen Glück und durften noch was länger schlafen als wir es gewohnt waren. An diesen Tag sahen wir auch zum ersten Mal die Schule, das Lycée Fabert. Wir waren von dem alten Schulgebäude sehr begeisert und machten erstmal ohne Ende Fotos. Viele von uns erinnerte die Schule an Hogwarts. Mittags trafen wir uns in der Kantine der Schule zum gemeinsamen Mittagessen. Es war ungewohnt in eine solch große Kantine zu gehen, da unsere dagegen doch recht klein ist. Um 14 Uhr besichtigten wir gemeinsam das Centre Pompidou von Metz, dort stellte uns immer eine Gruppe von französischen Schülern ihr Lieblingswerk der Ausstellung vor. Die Franzosen gaben sich sehr viel Mühe und so wurde eine Besichtigung eines Kunstmuseums auch zu einer ganz lustigen Sache. Anschließend bekamen wir noch Zeit, um uns die Ausstellung auch noch mal in kleinen Gruppen alleine anzuschauen. Das hat sich wirklich gelohnt, da man so selbstbestimmter zu den Werken gehen konnte, die einen interessierten.
Am Dienstag wurden wir zu richtigen Schülern in Frankreich, das heißt wir gingen selbst in den Unterricht und bekamen damit ein Gefühl dafür, wie die Schule in Frankreich abläuft. Der Stundenplan von uns war sehr individuell und immer eine kleine Gruppe aus drei bis fünf Deutschen besuchte eine Unterrichtsstunde zusammen. So kam ich mit ein paar anderen in den Deutschunterricht und den Physik-Chemie Unterricht. Im Deutschunterricht hatten wir eine französische Lehrerin, die sich sehr Mühe gab uns in den Unterricht einzuspannen. Die französischen Schüler sollten uns in Deutsch über Musik interviewen, um darüber später vor der Klasse zu sprechen. Im darauffolgenden Unterricht war es ganz schön schwierig viel zu verstehen, da in Physik-Chemie auch viele Fachbegriffe verwendet werden, trotzdem war es eine schöne Erfahrung. Am Nachmittag besichtigten wir zusammen mit den Franzosen eine damalige Eisenmine in Neufchef. Das war mit dem Bus gar nicht weit entfernt. Die Franzosen bekamen eine Führung in Französisch und wir in Deutsch. Wir erfuhren eine Menge über die Entwicklung von Minen von der Zeit ohne Maschinen bis zur Zeit des Einsatzes von Dynamit.
Am Mittwoch besuchten wir das Haus von Robert Schuman in Scy-Chazelles, dem sogenannten "Vater von Europa". Dort schauten wir uns einen Film über sein Leben und seine polititsche Laufbahn an und machten vorher noch ein kleines Quiz zum Thema Europa. Den Nachmittag verbrachten wir Schüler wieder alle sehr unterschiedlich. So besuchten manche erneut den Weihnachtsmarkt, gingen shoppen oder besuchten, so wie ich und einige andere, die große Indoor-Eishalle in Metz. Am Vormittag des nächsten Tages schauten wir uns ein weiteres Mal den Unterricht im Lycée Fabert an, dieses Mal jedoch meistens andere Fächer als das vorherige Mal. Meine Gruppe besuchte den Englisch-, Deutsch- und Französischunterricht. Jedes Mal wurden wir sehr freundlich aufgenommen und konnten auch super mitarbeiten. Besonders schön war es einen im Französischunterricht gesehenen Film auch noch verstehen zu können.
Nachmittags besuchten wir mit allen Deutschen die Kathedrale von Metz. Dort erhielten wir eine lange, sehr ausführliche, Führung auf Französisch. Freitag war für uns ein besonderer Tag, da wir eine Tour nach Straßburg gemacht haben.

Franzosen und Deutsche in Straßburg

Zuerst hatte wir einige Stunden Zeit um die wunderschöne Innenstadt Straßburgs zu erkunden. Man erkannte wirklich stark, wie sehr Straßburgs Geschichte sowohl von Deutschland als auch Frankreich geprägt wurde. So gab es einige Fachwerkhäuser, aber auch Häuser, die eher französisch aussahen. An diesem Freitag wurde auch der Straßburger Weihnachtsmarkt eröffnet, so konnten wir auch den kurz besuchen. Gegen Mittag nahmen wir ein Boot um eine Flussrundfahrt durch die Stadt zu unternehmen. Viele schöne Sehenswürdigkeiten konnten wir vom Boot aus anschauen und dank einer deutschen Information über Kopfhörer auch einiges darüber erfahren.
Die Bootsfahrt hat mir wirklich sehr gut gefallen, da man sich in kurzer Zeit einen super Überblick über Straßburg verschaffen konnte und viel von der Stadt sehen konnte. Schon war der letzte Abend gekommen und so machte sich die Familie besonders viel Mühe, um mir einen tollen letzten Abend dort zu bereiten. Sie bereiteten ein Amouse-Gueule mit kleinen Brotstücke mit Aufstrich vor und dazu Getränke nach Wahl. Danach gab es auch ein weiteres Mal ein sehr leckeres Abendessen mit verschiedenem Salat und tollem Ratatouille. Innerhalb nur einer Woche waren uns unsere Gastfamilien wirklich ans Herz gewachsen, trotzdem mussten wir uns am Samstag schon wieder von ihnen verabschieden, um die Heimreise anzutreten. All zu traurig waren wir aber nicht, da wir uns schon sehr auf den Rückbesuch der Franzosen im nächsten Jahr freuen. Zusammenfassend kann ich diesen Austausch nur empfehlen, da man die französische Kultur besser kennenlernen kann und Schüler, die Französisch lernen, auch ihre Sprachfertigkeit verbessern können. Auch für Schüler, die Latein lernen, ist es eine tolle Chance neue Erfahrungen zu machen und viel Spaß zu haben.

Paula Morbach