Am 25. September 2025 besuchten unsere Kunst-Leistungskurse die Kunsthalle Emden, um das monumentale Gemälde Jonction III (1991) von Karl Otto Götz im Original zu erleben. Schon beim Betreten des Saals war klar: Dieses Werk zieht alle in seinen Bann. Mit über fünf Metern Breite und seinen intensiven Farbströmen wirkt es unglaublich lebendig und kraftvoll – ein völlig anderes Erlebnis als im Unterricht oder auf Fotos.

Während einer ausführlichen Führung erfuhren wir viel über das Leben und Schaffen von Götz, einem der bedeutendsten Vertreter der abstrakten Malerei in Deutschland. Besonders beeindruckend war seine gestische Arbeitsweise: Statt feiner Pinselstriche nutzte er schnelle, spontane Bewegungen, wodurch Energie und Dynamik auf die Leinwand übergehen.

Jonction III, das bis vor Kurzem im Deutschen Bundestag hing, entstand unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung und steht sinnbildlich für Aufbruch, Veränderung und Zusammenwachsen. Zwei große Bildhälften scheinen aufeinander zu prallen und sich zugleich zu verbinden – ein starkes Symbol für das Zusammenführen von Gegensätzen. Auch die Farben Schwarz, Rot und Gelb lassen sich als Hinweis auf Deutschland verstehen.

In den anschließenden Gesprächen wurde deutlich, dass das Werk auch heute noch eine besondere Aktualität besitzt. Viele sahen Bezüge zur heutigen politischen Situation und zur Frage, was Einheit, Freiheit und europäische Verbundenheit bedeuten. „Das Bild zeigt, dass Geschichte nicht abgeschlossen ist, sondern weiterwirkt“, meinte eine Schülerin.

Zum Abschluss durften wir selbst kreativ werden: Jede und jeder wählte einen kleinen Ausschnitt des Werkes, um ihn zu skizzieren. Dabei traten Strukturen und Details hervor, die man zuvor kaum wahrgenommen hatte. „Man entdeckt immer wieder Neues – es ist, als würde sich das Bild ständig bewegen“, beschrieb ein Schüler seine Eindrücke.

Der Besuch im Projektraum Abitur der Kunsthalle Emden war für uns alle eine bereichernde Erfahrung. Jonction III hat gezeigt, wie stark abstrakte Kunst wirken kann – nicht nur zum Analysieren, sondern auch zum Fühlen, Staunen und Nachdenken.

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