FESTAKT Ulrichsgymnasium Norden feiert Jubiläum - Die Schule besteht seit 1567 - Redner loben Qualität der Ausbildung
Fast fünf Jahrhunderte lang wird in Norden am gleichen Ort Wissen vermittelt.

NORDEN/HEI – Wenigstens notdürftig gebildete Leute wünschte sich Graf Enno II. von Ostfriesland und brachte 1529 die Idee einer Lateinschule auf, „um die Jugend nicht jämmerlich verderben zu lassen“. Er wollte der „Verachtung der lateinischen Kunst“ etwas Bildung entgegensetzen. Mit der Umsetzung haperte es dann allerdings. Erst Graf Edzard II. war es, der die Idee 1567 umsetzte und den Grundstein für besagte Lateinschule legte.
„Das Jahr betrachten wir heute als das Gründungsjahr unserer Schule“, erläutere Wolfgang Grätz gestern den Gästen beim Festakt in der Mensa des Ulrichsgymnasiums. Das wussten die Zuhörer natürlich längst, waren sie doch alle zum Festakt gekommen, um gemeinsam mit der Leitung, den Lehrkräften sowie den Schülern offiziell das 450-jährige Bestehen der Schule zu feiern. Die Veranstaltung markierte den Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten, die sich heute mit einer Projektwoche, in der kommenden Woche mit einem Schulfest und im August mit weiteren Veranstaltungen fortsetzen.

Viele, die sich dem UGN verbunden fühlen, waren zum Festakt gekommen. FOTOS: TEBBEN-WILLGRUBS

„450 Jahre sind eine lange Zeit“, sagte Grätz. „Nach heutiger Lebenserwartung knapp die sechsfache Durchschnittslänge eines Lebens in Deutschland.“ Zwischen 15 bis 22 neue Generationen seien in diesem Zeitraum geboren worden. Die Anfänge waren klein: „1567 fing alles mit einem Schulleiter und ein bis zwei Lehrer an.“ Die Zahl der Schüler war ebenfalls gering und lag wahrscheinlich zwischen zehn und 25. Im kommenden Jahr werden etwa 1400 Schülerinnen und Schüler das Gymnasium in Norden besuchen, unterrichtet von 102 Lehrkräften. Oberstufenschüler können aus fünf Profilen ihre Fächer auswählen. Dieses Angebot und die dahinterstehende Qualität hätten dazu geführt, so Grätz weiter, dass im Prüfungsjahr 2019 voraussichtlich 180 Jugendliche in Norden ihr Abitur ablegen. „Das sind schon recht beeindruckende Zahlen“, fand der Schulleiter. Doch was bedeuten 450 Jahre Schulgeschichte heute?, fragte er. Grätz leitete daraus die Verpflichtung ab, junge Menschen so zu bilden, dass sie zu einem Studium befähigt sind, die überdauerten Werte zu erhalten und für eine moderne Bildung zu sorgen. „Das ist anspruchsvoll und fordert Niveau und Qualität, auch wenn heute so mancher Politiker lieber eine hohe Quote in den Vordergrund stellt.“
Die Qualität der Ausbildung stellte auch SPD-Bundestagsabgeordneter Johann Saathoff heraus, der ein Grußwort überbrachte: „Bildung ist der Schlüssel zur persönlichen Entwicklung und persönlichem Wohlstand.“ Sie sei aber auch der Schlüssel zu gesellschaftlichem Wohlstand. Ohne gut ausgebildete junge Menschen hätte sich die Region, hätte sich Norden nicht so entwickeln können, wie sie es getan habe.

Bürgermeister Heiko Schmelzle (r.) überreichte sein Abi-T-Shirt aus dem Jahr 1990 als Erinnerungsstück an Wolfgang Grätz.

Bürgermeister Heiko Schmelzle überbrachte die Glückwünsche von Rat und Verwaltung der Stadt Norden. Er erinnerte sich an seine eigene Schulzeit am Gymnasium, die maßgebliche Weichen für sein späteres Leben gestellt hatte. Schmelzle hatte ein besonderes Geschenk mitgebracht: Sein Abi-T-Shirt aus dem Jahr 1990. „Unser Jahrgang wurde ,der Feurige’ genannt“, so Schmelzle. Im Jahr zuvor hatte ein Großbrand das dritte Obergeschosses des Nordflügels vernichtet.
Die Qualität der Lehrerausbildung am UGN strich Stefan Ulrichs vom Studienseminar Leer heraus. Beispielhaft nannte er das „hervorragende Mentorenprogramm“, mit dem die Schule die Referendare über das von der Landesregierung geforderte Maß hinaus begleite: „Das ist eine Besonderheit.“
Beeindruckend nannte Erster Kreisrat, Dr. Frank Puchert, das Jubiläum. Das Ulrichsgymnasium sei damit eine der ältesten Schulen in Niedersachsen. Der Landkreis sei stolz darauf und werde auch weiterhin finanziell dazu beitragen, das die Schule ihrem Bildungsauftrag gerecht werden können. Am UGN werde „tolle Arbeit geleistet“. Besonders lobte er das Engagement der Schule im Deutschunterricht für Flüchtlinge.
Die gute Zusammenarbeit hoben Marten Lensch für den evangelisch-lutherischen Kirchenkreis und Ida Bienhoff-Topp als Vorsitzende des Schulelternrates hervor. Sie beschrieben das Miteinander als partnerschaftlich und vertrauensvoll. Das letzte Wort hatten die Schüler. Die Schülersprecher Aneele Fischer und Lorenz Vogel betonten, Schule sei mehr als Vokabeln und Formeln, Schule sei ein bisschen auch Familie. „Wir sind stolz, Teil dieser Familie zu sein.“ Beide untermauerten das singend, unterstützt von Schulband und Chor, mit einem Lied aus dem neuen UGN-Musical.
Schulchor und Band gestalteten die Feierstunde mit verschiedenen Beiträgen und gaben ein eindrucksvolles Bild von der Qualität der musikalischen Ausbildung am UGN.

Die Schulband sorgte gemeinsam mit dem Chor für den passenden musikalischen Rahmen.
„Happy Birthday“: Der Schulchor brachte dem Ulrichsgymnasium ein Geburtstagsständchen.

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 13.06.2017, Seite 4.