60-köpfige Schülergruppe aus Wiesbaden verpasst Fähre nach Juist
Navigationsgerät hatte Norddeich in Schleswig-Holstein gespeichert. Erst nahe Hamburg fiel der Fehler auf.

NORDEN/ISH – Eine unfreiwillige Nacht in derTurnhalle des Norder Ulrichsgymnasiums haben jetzt zwei Schulklassen aus Wiesbaden verbracht. Eigentlich wollten die rund 60 Schüler und Lehrer der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden am Montag nach Juist reisen.

Der Busfahrer hatte sich aber zu lange auf sein Navi verlassen, das Norddeich in Schleswig-Holstein als Zielort gespeichert hatte. Erst rund um Hamburg konnte Lehrer Karsten Schindler den Busfahrer überzeugen, dass der Weg zum ostfriesischen Norddeich ein anderer ist. Als die Gruppe schließlich nach rund zehnstündiger Busfahrt gegen 16 Uhr am Hafen eintraf, hatte die 14.30-Uhr-Fähre zur Ostfriesischen Insel natürlich längst abgelegt.
Was tun? Die erste Idee, Flieger zu chartern, musste aufgegeben werden. Seenebel verhinderte den geplanten Start – dabei hatten die Lehrkräfte in Windeseile doch die notwendigen Einverständniserklärungen der Eltern extra beschafft! Jugendherberge? Kein Platz mehr frei. Und nun?
Über 50 Siebtklässler über Nacht im Norddeicher Juist-Terminal? Auch keine echte Alternative. Sportlehrer Schindler brachte Frisia-Fahrdienstleiter Ralf Ackermann dann aber auf die Idee, eine Turnhalle aufzusuchen. Ackermann kontaktierte den Schulleiter des Ulrichsgymnasiums (UGN), und Wolfgang Grätz sagte nicht nur sofort zu, er vermittelte auch weitere Hilfe. Und so tauchte kurze Zeit später das DRK an der Halle mit drei Fahrzeugen auf, und 20 Helfer bauten Feldbetten auf und teilten Decken aus.
Dass die Reisegruppe zudem noch mit einem Abendessen versorgt wurde, war dann Dirk Dicke zu verdanken. Dicke betreibt die Mensa im UGN, hatte gerade eine polnische Delegation versorgt und stellte sich kurzerhand erneut an den Herd. Currywurstsuppe und Minestrone füllten die Mägen und machten den ungeplanten Aufenthalt mehr zu einem kleinen netten Abstecherabenteuer denn zu einem echten Unglück.

Gestern Morgen saßen alle Beteiligten dann erst mal ganz entspannt beim Frühstück in der UGN-Mensa, die Juist-Fähre um 11.45 Uhr diesmal in erreichbarer Nähe.
Seit einigen Jahren schon, sagte Lehrer Schindler, fahren Schulklassen der Wiesbadener Helene-Lange- Schule, in der projektbezogen gearbeitet wird, nach Juist. Die siebten Klassen setzen sich im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprojektes, das fächerübergreifend rund zehn Wochen dauert, mit dem Thema „Wasser“ auseinander.
Von der Hilfsbereitschaft der Norder zeigten sich die Lehrkräfte sehr beeindruckt. „Wir sind überwältigt“, fasste es Lehrerin Viola Dörffeldt in einem Satz zusammen.
Tatsächlich geschieht es immer wieder, dass die Navigationsgeräte nicht das ostfriesische Norddeich als Erstes anbieten, sondern Norddeich an der schleswig- holsteinischen Küste. Die Fahrt dorthin ist aus Wiesbaden sogar noch um gut 100 Kilometer weiter. Und: von dort geht weder Fähre noch Flieger nach Juist...

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 31.05.2017, Seite 3.