AUFFÜHRUNG Abschlussjahrgang des Ulrichsgymnasiums mit einem Varieté-Abend
Fast dreieinhalb Stunden lang zeigten die angehenden Abiturienten, was sie so drauf haben.

NORDEN/ISH – Man hätte es ahnen, ja wissen können: Beginn um 19.30 Uhr. Früh anfangen, nicht etwa, damit der Abend vor Mitternacht noch nicht ganz vorbei ist. Früh anfangen, damit nach hinten raus mehr Luft ist! Kurz vor 23 Uhr Schluss, kein Ding, oder, gut drei Stunden Aufführung – ist man inzwischen ja fast gewohnt? Und welche Eltern, Freunde und Bekannte wollen nicht endlos im Theatersaal sitzen und den 17-, 18-Jährigen zujubeln? Tatsächlich konnte der Anhang nicht genug kriegen vom ersten Varieté der Schüler und Schülerinnen des Abschlussjahrgangs vom Norder Ulrichsgymnasium (UGN), das an diesem Wochenende Freitag und Sonnabend in der Aula der Oberschule über die Bühne ging.
„Varieté? Wissen Sie, worum es da geht?“, wurde man im Vorfeld durchaus mal gefragt. Keiner wusste, was sich da am UGN Neues entwickelt hat. Lehrer Rainer Ubben hat die Idee von einer anderen Schule mitgebracht: Der Abschlussjahrgang bringt etwas Eigenes auf die Bühne, Buntes, Gemischtes – Varieté eben.
Die Idee sei gleich auf Rieseninteresse gestoßen, ist Ubben, der sich, sagt er, nur am Rande in die Vorbereitungen eingemischt hat, begeistert, wie sich die jungen Leute da ins Zeug gelegt haben.
Und, ja, das muss man ihnen lassen: Sie können was, allen voran die Musiker. Sie allein hätten mit Klavier, Trompete, Saxofon, Bass und Schlagzeug den Abend schmeißen können. Sie sorgten für Stimmung, sie machten jederzeit Lust auf mehr. Einfach super! Allen anderen hätte man, so gut sie alles auch machten, manchmal gewünscht, dass einer gesagt hätte – es reicht – genug, wir wissen, was ihr könnt und dass ihr es gut, sehr gut könnt. Und ja, es sieht alles toll aus, aber es muss nicht in ähnlicher Form, zwei-, drei-, viermal sein.
Klar, das lieben alle, die mit dem Jahrgang verbunden sind, die können sich verständlicherweise nicht sattsehen an Tanz- und Gesangseinlagen, an Sketchen, an Szenen, an Darbietungen. Für Unbeteiligte aber ist es hier und da einfach einen Tacken zu viel, da wird eine gute, spaßige und natürlich mit viel Mühe und unendlichem Zeitaufwand vorbereitete Show leicht zur Selbstdarstellung. Ein schmaler Grat...



Dabei gibt es echte Highlights – natürlich die Tanzdarbietung mit den mexikanischen Hühnern, die Unwissende übrigens auch leicht für Giraffen halten könnten. Egal, die Idee und ihre Umsetzung war super. Ultraviolettes Licht, und dann wirbeln die Hälse. Cool!



Weiterer Hingucker, wenngleich eine Spur zu ausgewalzt – die „Quizshow“ mit Lehrerbeteiligung. Scheint Spaß zu machen, Rainer Ubben in der Rolle des Buzzers in den Haaren wühlen zu können und überhaupt dem Lehrpersonal mit netten Sprüchen mal einen mitzugeben. Keine Frage: Das war richtig gut! Und klar, da waren auch sonst immer wieder feine Sachen dabei: Eine Mauer um Ostfriesland ziehen, natürlich durchs Wattenmeer, um auch die Inseln abzuschneiden? Donald Trump lässt grüßen. Was auch deutlich wurde – Norderneyer haben es wohl nicht so leicht am UGN, die müssen manche Frotzelei aushalten. Alles nur Spaß...



Und klar, es gab auch echte Lacher, und da brachte der Schluss fast den besten Sketch: Perfect Power Pömpel, kurz PPP, gefällig? „Amazing“ käme es jetzt glitzeramerikanisch lang gezogen von der Bühne gehaucht. Wer hat schon gewusst, dass man die Gummi-Abflussreiniger auch als Suppenkelle nutzen kann? Ach ja, es gab etliche Szenen, da blitzte eine Menge auf, und das wäre, in etwas konzentrierterer Form einfach noch viel besser rübergekommen. Sie haben es ja drauf! Spielen auf der Bühne, als wäre es nix, sich vor breitem Publikum auch mal zum Affen zu machen, kein Problem. Tanzen, tanzen, singen, tanzen – alles wunderbar, gefühlvoll und schön – wenn nur die Menge nicht wäre...
Von „Galilei-Mystery“ bis zu „Germany’s next topmodel“, vom Lime dance bis zu Spice girls, vom klassischen Ballett bis zum gefühlvollen Song mit Ukulele – Ideen haben sie massig, die jungen Erwachsenen, kreativ sind sie wohl bis in die Haarspitzen. Zeigt, dass sie eine Menge mitgenommen haben in ihren Jahren an der Schule, selbstbewusst auftreten, sich verkaufen können. Und manchmal dürften sie ruhig auch ein bisschen frecher sein, über Darth Vader- Figuren und lustig gemeinte „Scheiße“-Anranzer an die Band hinaus gern auch mal tiefgründiger anecken.
Dass sie Großes auf die Beine gestellt haben, quittierte ihnen das Publikum mit lang anhaltendem Applaus, und auf der Bühne war noch Zeit für ein Dankeschön an die Organisatoren aus dem jetzigen Abiturjahrgang, allen voran Florian Uhlenkamp, dazu Christopher Steinbiß, Julia Koch, Luca Rabenstein, Florian Hemmerling, Sophia Ackermann, Eike und Jabe Peters. Und die Liste ließe sich mit Darstellern, Musikern und Tänzerinnen endlos verlängern.

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 30.01.2017, Seite 3.