Panorama-Teil finden Schüler besonders spannend
BILDUNG Mit dem Projekt „Zeitung in der Schule“ sollen Mädchen und Jungen an das Zeitungswesen herangeführt werden in Kooperation
Mit dem Ostfriesischen Kurier nimmt das Norder Ulrichsgymnasium bereits zum zweiten Mal an dem Projekt teil.

NORDEN/EG – Dienstagmorgen in der Klasse 8c am Ulrichsgymnasium Norden. Auf den Tischen liegen heute keine Schulbücher, sondern die aktuelle Ausgabe der Norder Lokalzeitung Ostfriesischer Kurier. Vor der Klasse steht KURIER-Redakteurin Magret Martens und gibt den Schülern Einblicke in Redaktionsalltag und Journalistenleben. Im Rahmen des medienpädagogischen Projekts „Zeitung in der Schule“ (ZiSch) bekommt die Klasse für eine Woche jeden Morgen die neueste Ausgabe des KURIER geliefert. Gemeinsam mit ihrer Deutschlehrerin Dorothea Kempe arbeiten sich die Schüler Stück für Stück durch die Zeitung, untersuchen den Aufbau, befassen sich mit verschiedenen Textformen und diskutieren mögliche Themen. Das Pro- jekt, für das die Lehrer den Zeitraum selbst bestimmen, schafft eine spannende Abwechslung zum Unterrichtsalltag und stößt bei Lehrern, Schülern wie Eltern auf eine sehr positive Resonanz. Zeitungsrascheln erfüllt den Raum, als die über 20 Schüler durch die Ausgabe blättern. Fast alle kennen den KURIER schon von zu Hause, aber nur wenige lesen ihn bisher regelmäßig. Wenn doch, dann ist es der Panorama-Teil, der am häufigsten aufgeschlagen wird. Auf Nachfrage von Magret Martens, ob die Schüler den Florian, die tägliche Kolumne auf Seite eins, kennen würden, geht ein Nicken durch den Raum. Lesen, meint eine Schülerin, würden den aber eher ihre Großeltern.
Trotz der frühen Stunde und dem einen oder anderen verstohlenen Gähnen kommt Martens schon bald vor lauter Fragen kaum noch zum Erzählen. Wie wird man Journalist? Was macht Ihnen so viel Spaß an dem Beruf? Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus? Wie wird entschieden, was auf die Seite eins kommt? Bei der Frage, ob es beim KURIER denn auch Paparazzi gäbe, muss Martens schmunzeln. Die meisten Antworten kommen schnell und intuitiv, über die eine oder andere muss sie dann aber doch länger nachdenken.
Vor allem bei der Frage, was denn die spannendste Geschichte sei, die sie selbst je gemacht hat, hält sie einen Moment inne. Schließlich erzählt die Redakteurin von einer Frühgeburt, bei der sie einmal dabei gewesen ist, als sie ein Rettungsteam in Hannover begleitet hat. Doch so spannend der Beruf sei, sagt Martens, man müsse auch Abstriche machen: „Ein regelmäßiges Hobby lässt sich damit nur schwer vereinbaren.“ Und auch der Freundeskreis komme häufig zu kurz. Nichtsdestotrotz sei der Journalismus für sie aber auch nach vielen Jahren nach wie vor ein Traumberuf.
Als dann zum Unterrichtsende hin und wieder doch die Fragen ausgehen, springt die Deutschlehrerin ein. Kempe, die heute zur Abwechslung einmal selbst an einem der Schultische sitzt und gespannt nach vorn blickt, hat das Projekt „ZiSch“ vor zwei Jahren schon einmal an das Ulrichsgymnasium geholt. Sie kennt Martens daher bereits vom letzten Mal und weiß, bei welchen Punkten es sich besonders lohnt, noch einmal nachzuhaken.
Am Ende stellen sich die Schüler zu einem Gruppenfoto auf. Es gibt ein großes Gedrängel, keiner möchte vorn stehen, einige versuchen sich unauffällig hinter der Zeitung zu verstecken. Martens lacht: „Schaut lieber in die Kamera und verbergt euer Gesicht nicht hinter der Zeitung. Ansonsten ärgert ihr euch nur, wenn ihr euch in ein paar Tagen so im KURIER seht.“

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 26.08.2016, Seite 5.